Meldungen aus dem Bezirksverband Nordbaden
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Fotoworkshop in Niederbronn-les-Bains ermöglicht Eberbacher Schülerinnen und Schülern neue Perspektiven

Zeitgemäßes Angebot durch Kooperation zahlreicher Institutionen ermöglicht

Jugendliche bei der Erkundung auf der Kriegsgräberstätte Niederbronn-les-Bains in Frankreich

Karlsruhe, Eberbach 25.02.2025 Eingebettet in eine viertägige politisch-historische Studienfahrt der Realschule Eberbach fand vom 18.02. bis 19.02.2025 ein zweitägiger Fotoworkshop in der Jugendbegegnungsstätte des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. „Centre Albert Schweitzer“ in Niederbronn-les-Bains statt. Den 16 teilnehmenden Jugendlichen der Klassenstufen 7 und 8 eröffneten sich dank Gülay Keskin (Fotografin und Fotokünstlerin aus Heidelberg) und Max Wejwer (Referent der Youth Academy für gesellschaftspolitische Jugendbildung) ganz neue Blickwinkel. 15.835 Kriegstote fanden auf der Kriegsgräberstätte ihre letzte Ruhestätte – rund 300 Einzelschicksale sind bisher erforscht.

Einfühlen in eine Biografie

Die Eberbacher Schülerinnen und Schüler setzen sich jeweils mit einem dieser Einzelschickale auseinander. Das Einfühlen in eine Biografie, der der Krieg ein brutales Ende setzte, fand mit Hilfe des Mediums der Fotografie statt. In drei verschiedenen Schritten näherten sich die Jugendlichen den Schicksalen, die in biographischen Mappen in der Jugendbegegnungsstätte dokumentiert sind, immer näher an. Im ersten Schritt stellten die Schüler eine darin enthaltene Szene bildhaft dar. Selbst gebastelte Friedenskraniche wurden dann in Verbindung mit dem jeweiligen Kriegsgrab und spontanen Assoziationen zum Thema „Krieg“ fotografiert. Abschließend inszenierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit kleinen Figuren, die für Eisenbahn und Modellbau verwendet werden, Bilder einer denkbaren Zukunft, die die Person leider nie erleben durfte. Im Rahmen einer gemeinsamen Abschluss-Vernissage wurde augenscheinlich, wie facettenreich die verschiedenen Perspektiven die Einzelschicksale in Szene setzen.

Kreatives Umsetzen

Das, was schwer zu (be)greifen ist, haben die Jugendlichen mit ihren Bildern greifbar gemacht. Alle drei Schritte wurden leitmotivisch durch die Auseinandersetzung mit den Schrecken des Krieges verknüpft. Gülay Keskin unterstrich die Wichtigkeit, durch die fotografischen Arbeiten einen differenzierten Blick zu schulen. In der kreativen Umsetzung eröffnen sich weitere Perspektiven auf das Thema. In der Bildbesprechung und in der Rezeption der Bildmotive anderer Teilnehmer erweitert sich das Erfahrungsfeld nochmal mehr. Dies unterstützt die Jugendlichen das angelesene Geschichtswissen auch emotional einzuordnen und zu verarbeiten.

Gülay Keskin betonte die Bedeutung der Multiperspektivität:

„Zwar wurde ein Thema visualisiert, aber jeder bringt eine andere Perspektive mit, von der die anderen Teilnehmer dann profitieren. Die jeweilige Perspektive kommt in einem Bild zum Ausdruck über das man mit den anderen Teilnehmern ins Gespräch kommen kann.“

Gülay Keskin

Max Wejwer zeigte die friedenserzieherische Zielsetzung des Workshops auf:

„Soldaten sind zwar Teile einer großen Masse, aber darin einzelne Persönlichkeiten. Einige sind in den Krieg gezogen, weil sie wollten, viele andere, weil sie mussten. Auf allen Seiten.“

Max Wejwer

Aber: Am Ende gibt es im Krieg keine Gewinner. Auch wenn es den Begriff „Siegermächte“ gibt. Der 2. Weltkrieg hat über 60 Millionen Menschen das Leben gekostet. Der Workshop zeigt Jugendlichen, dass sie, mit ihrer je eigenen Identität, selbst-wirksam sein können. Unsere Demokratie bietet dazu die denkbar beste Staatsform, um sie selbst zu sein und für Frieden, Freiheit und Würde einzustehen.

Kooperation

Durch die Unterstützung der BBBank in Kooperation mit dem Volksbund Nordbaden konnte dieser blickwinkel(ber)reiche(rnde) Workshop stattfinden und einen lebendigen Beitrag für die Friedenserziehung leisten. Der Workshop ergänzt das Angebot des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., der sich neben der Kriegsgräberpflege auch in seiner Jugend- und Bildungsarbeit für Frieden und Völkerverständigung einsetzt.

Fotos: © Gülay Keskin; Text: Martin Kohler