Lesung mit Diskussion

Der Pfinztaler Autor Peter Hakenjos, der den Abend gestaltete, hat sich anhand verschiedener Texte mit den Anhängern und den Mitläufern der Nazis befasst. Die Menschen, die das nationalsozialistische Deutschland selbst erlebten, haben über diese Zeit meist geschwiegen. Hakenjos stellte fest, dass die Nachkriegsgenerationen diese Menschen nicht pauschal verurteilen sollten. Wir sollten uns vielmehr darum bemühen, sie zu verstehen, ohne das Geschehene zu rechtfertigen.

Ähnliches führte der Bezirksgeschäftsführer des Volksbunds in Nordbaden, Volker Schütze, aus. Er zitierte dazu unter anderem aus dem Leitbild: Der Zweite Weltkrieg forderte nicht nur Millionen Opfer, sondern war auch Voraussetzung für beispiellose Verbrechen bis hin zum Völkermord an den europäischen Juden. „Damit stellt sich auch die Frage der persönlichen Verantwortung der damaligen Soldaten unter den Bedingungen von Diktatur und Krieg. Pauschale Schuldzuweisungen verbieten sich: Die Meisten kämpften im Bewusstsein, ihre nationale Pflicht zu erfüllen. Viele machten sich schuldig. Andere konnten sich entziehen. Wenige leisteten Widerstand." Der Volksbund setze sich, so Schütze, heute für Frieden- und Völkerverständigung ein. Dabei sind die von ihm gepflegten Kriegsgräberstätten in aller Welt Mahnmale für den Frieden. Getragen wird die Friedensarbeit durch die Jugend- und Bildungsangebote, wie beispielsweise die multinationalen Workcamps auf den Friedhöfen oder der Schularbeit.

Haupttext an diesem Abend war Hakenjos Buch "Nur der Tod vergisst". Der historische Roman schildert die Flucht eines jungen Waffen-SS-Soldaten nach Südamerika. Er handelt von Schuld und Vergebung, von einer Generation, die schuldig wurde, und die lernen musste, ohne aufzurechnen zu vergeben. Hakenjos las zudem aus „Die Stalinorgel" von Gert Ledig, der als Soldat den 2. Weltkrieg erlitt. Dann stellte Hakenjos die Kerngedanken von Stephan Marks Untersuchung „Warum folgten sie Hitler" vor, um weitere Impulse für ein Verständnis für das Schweigen einer ganzen Generation zu bekommen. Nach den Lesungen bestand die Möglichkeit für eine Diskussion.

Diese Veranstaltung fand in Kooperation von Volksbund Bezirksverband Nordbaden, mit dem Roncalli - Forum Karlsruhe und der Stadtbibliothek Pforzheim statt, in deren Räumen die Lesung stattfand.